2008 Geffen
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Er hätte diese verdammte Countryband gegründet, weil Punkrock zu hart zu singen war - so kommentierte Ryan Adams das Debütalbum Faithless Street von Whiskeytown, seiner ersten Ernst zu nehmenden Band. Mit dem Major-Debüt Stangers Almanac setzte das Quintett 1997 dann einen Meilenstein in die blühende Alternative-Country-Landschaft der späten 1990er. An der Seite von Uncle Tupelo, den Jayhawks, Freakwater und The Old 97´s definierten Whiskeytown das Genre, bevor es in den Nullerjahren in alle möglichen Richtungen ausschwärmte. Lyrisch ist Strangers Almanac fast schon schmerzhaft intim.Bei Veröffentlichung beschrieb es Adams als Unterwäschen-Album, das man allein zu Hause hört, wenn gar nichts mehr geht. Ich hatte große Probleme, auf diesem Album zu singen, denn mein Herz war vollständig gebrochen, erklärte der damals 22jährige der Presse. Diese Platte klingt, als würde man jemand dabei zuhören, wie er aus seinem Tagebuch vorliest. Geschichten von unausgesprochenen Bitten und grausamen Abstürzen, einsamen Straßen und billigen Motels. In Dancing With The Women At The Bar flieht ein entfremdeter Charakter in ein Delirium aus Bars, Booze und Zufallsbekanntschaften. Sixteen Days beschreibt einen untreuen Ehemann, der am Ende selbst verlassen wird. Turn Around artikuliert die Wut von jemand, der nicht aus einer schlechten Beziehung herauskommt. Weil das alles so schwer zu ertragen ist, knallen Whiskeytown diese Songs mit trashigen Gitarren zu. Eine Mischung, die fasziniert, die Sogwirkung entwickelt. Das zweite Album der Band aus Raleigh, North Carolina produzierte Jim Scott (Tom Pettys Wildflowers, Wilco, Foo Fighters) in Nashville. Der abgeklärte und professionelle Veteran war dabei ein idealer Gegenpol zum rücksichtslosen Fatalismus der Newcomer. Als Whiskeytown in Nashville ankamen, musste Scott mit Adams dort erst einmal durch sämtliche Pfandhäuser ziehen, um Gitarren zu kaufen, denn Adams hatte seine Gitarren auf dem Parkplatz vor einem K-Mart in Raleigh liegen gelassen, wo die Band sich zur gemeinsamen Abfahrt verabredet hatte. Und neue Gitarren lagen nicht im Budget. Wir kauften am Ende drei Gitarren, erinnert sich Scott. Unter anderen eine akustische Alavarez, diese Gitarre ist auf dem ganzen Album zu hören, wir wechselten nicht einmal die Saiten. Diese wunderschöne akustische Gitarre auf Inn Town, dem Albumopener - das ist eine 100-Dollar-Alvarez aus dem Pfandhaus. Neben den 13 Tracks des Originalalbums enthält die De-Luxe-Edition von Strangers Almanac 26 weitere Tracks: Alternativ-und Unplugged-Versionen, Radioaufzeichnungen sowie Demos, die Whiskeytown mit Produzent Chris Stamey in North Carolina aufnahmen. Finale Versionen einiger dieser Tracks erschienen 1997 auf der In Your Wildest Dreams-EP der Band - etwa The Rain Won´t Help You When It´s Over, geschrieben vom legendären Tex-Mex-Punk Alejandro Escovedo (dem Onkel von Seila E., der auch Gast auf Strangers Almanac ist). Theme For A Trucker stammt vom Soundtrack von The End Of Violence. Volltreffer für Diehard-Fans sind sechs unveröffentlichte Songs, die Whiskeytown um die Albumproduktion herum einspielten. Verschiedene Cover runden das Bonusmaterial ab: Etwa Whiskeytowns Versionen von Fleetwood Macs: Dreams und Gram Parsons Luxury Liner (der Take verdeutlicht, was für eine große Inspiration Parsons für Ryan Adams war). Adams verneigt sich schließlich auch vor Johnny Cash mit einem Solo-Take von dessem I Still Miss Someone. Hier wurde geklotzt und nicht gekleckert. -- pure.de